Nur noch einen Anruf...

...Der verpasste Abend

Thomas der Macher, ein Problemlöser und sehr erfolgreich...

...hatte er sich diesmal wirklich Mühe gegeben. Er hatte es tatsächlich geschafft, einen Abend mit Lisa zu planen – nur sie beide, die Kinder bei Freunden, keine Geschäftsanrufe, kein ständiges Blicken auf sein Handy. Ein sogenannter Magic Moment Abend, wie Lisa ihn nannte. Etwas Besonderes, um ihre Liebe wieder zu beleben, um zu zeigen, dass er sie nicht für selbstverständlich hielt.
Er hatte bereits vor Wochen im Lieblingsrestaurant von Lisa reserviert – einem kleinen, gemütlichen Italiener in einer versteckten Seitenstraße, wo sie früher oft hingegangen waren, als ihre Beziehung noch frisch war. Sie liebte dieses Restaurant, die hausgemachte Pasta, den Chianti, den freundlichen alten Kellner, der sie jedes Mal erkannte. Es sollte ein perfekter Abend werden.

Im letzten Moment...

Am besagten Donnerstag packte Thomas um 17:30 Uhr seine Tasche, legte sein Smartphone sorgfältig auf das lederne Etui und nahm einen tiefen Atemzug. „Heute Abend wird anders“, dachte er sich. Heute würde er nicht absagen. Nicht dieses Mal.

Doch in dem Moment, als er seine Aktentasche über die Schulter werfen wollte, hörte er das altmodische Summen des Faxgeräts. Es summte und knackte, während das Papier langsam herausrutschte.

Thomas zögerte

Er wusste, dass er einfach gehen sollte. Lisa hatte ihn gewarnt. „Wenn du mich heute Abend wieder sitzen lässt, Thomas, dann weiß ich wirklich nicht mehr, warum ich mir das noch antue.“ Lisa hatte sich oft beschwert, dass er nie wirklich präsent war. Nicht physisch, sondern emotional. Sie fühlte sich oft wie die zweite Geige in seinem Leben – nach der Arbeit, nach den Kunden, nach den unzähligen Meetings und Geschäftsreisen

Er wusste es. Und trotzdem spürte er das vertraute Ziehen in seiner Brust – eine Unruhe, die ihn nie wirklich losließ. Er war verantwortlich für ein riesiges Unternehmen. Er konnte sich nicht einfach ausklinken.

Langsam ging er zum Faxgerät und zog das Dokument heraus. Mit jedem gelesenen Wort wurde sein Puls schneller.

Ein Großkunde – einer der wichtigsten des Unternehmens – drohte mit einer sofortigen Kündigung. Der Vertrag stand auf der Kippe, die Begründung war vage, aber die Konsequenzen wären verheerend. Wenn sie diesen Kunden verloren, würden Umsatzprognosen kippen, Investoren unruhig werden, die Chefetage würde sofort nach Antworten verlangen.

Thomas schluckte. Ein einziges Telefonat, vielleicht zwei, und er könnte die Situation retten. Er war gut darin, er war genau für solche Krisen gemacht.

Aber es war 17:42 Uhr. Lisa würde ihn um Punkt 18:00 Uhr vor der Tür erwarten.

Er biss sich auf die Lippe. „Nur ein paar Minuten“, redete er sich ein. „Ich rufe an, kläre das, und dann fahre ich los. 18:30 Uhr bin ich da – maximal 18:45 Uhr. Lisa wird das verstehen.“
 

 

Nur 15 Minuten...

Er wählte die Nummer. Das Gespräch zog sich hin. Der Kunde war aufgebracht, forderte Erklärungen, Lösungen, eine sofortige Absicherung. Thomas schwitzte, argumentierte, beschwichtigte. Er schickte E-Mails, verfasste Notizen, koordinierte sein Team.

mar
2020

Was ist sie wert?

18:00 Uhr. Lisa wartete vergeblich.
18:15 Uhr. Thomas war nicht einmal dazu gekommen, ihr eine Nachricht zu schicken.
18:30 Uhr. Lisa saß im Restaurant, bestellte ein Glas Wein – allein.
19:00 Uhr. Sie schickte ihm eine einzige Nachricht: "Ich hoffe, es war das wert."

Ein ungutes Gefühl...

Er sah die Nachricht erst um 21:47 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade sein letztes Telefonat beendet und tief durchgeatmet. Der Kunde war gerettet. Das Unternehmen hatte keinen finanziellen Schaden genommen. Seine Vorgesetzten würden zufrieden sein.

Aber Lisa war gegangen.

Er starrte auf sein Handy. Die Nachricht war schlicht, fast emotionslos. Kein Wutausbruch, keine langen Vorwürfe. Doch genau das machte es noch schlimmer.

Er wollte ihr sofort schreiben. Sich entschuldigen. Ihr erklären, dass es wichtig war, dass er keine andere Wahl hatte.

Doch tief in sich wusste er, dass das nicht mehr zählte.

Er hatte sie wieder enttäuscht.

Und diesmal war es vielleicht das letzte Mal.

Thomas fuhr viel zu schnell nach Hause - das Haus dunkel. Kein Licht brannte, keine vertrauten Stimmen waren zu hören.

 

Die Botschaft

Er runzelte die Stirn. Normalerweise wartete zumindest ein leises Geräusch auf ihn – der Fernseher im Hintergrund, das Kichern seiner Kinder aus ihren Zimmern, das Klappern von Geschirr aus der Küche. Doch an diesem Abend war es still. Unnatürlich still. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihm aus.

Er stellte seine Aktentasche ab und zog sein Jackett aus. „Lisa?“ rief er in die Dunkelheit. Keine Antwort. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er ging ins Wohnzimmer, schaltete das Licht ein – und erstarrte. Auf dem Esstisch lag ein einzelner Briefumschlag mit seinem Namen darauf. Seine Frau hatte eine elegante Handschrift, aber heute wirkte sie zittrig, fast nervös.

Mit leicht bebenden Fingern öffnete er den Umschlag und zog das Blatt heraus. Schon beim ersten Satz zog sich sein Magen zusammen.

Thomas, ich kann nicht mehr. Die Kinder und ich haben uns lange nach dir gesehnt, aber du warst nie da. Nicht wirklich. Wir haben gelernt, ohne dich zu leben. Jetzt müssen wir es endgültig tun.

Herzrasen

Er blinzelte. Sein Blick flog über die Worte, während sein Verstand sich weigerte, ihre Bedeutung zu akzeptieren. Seine Knie fühlten sich plötzlich schwach an. Er drehte sich hastig um, stürmte ins Schlafzimmer. Der große Kleiderschrank stand halb offen – eine Hälfte war leer. Ihre Sachen waren fort.

Er riss die Schubladen auf. Keine Haarbürste mehr, kein Parfumflakon, keine Schminktasche. Sein Blick fiel auf den Nachttisch. Der Ehering, den Lisa immer getragen hatte – selbst dann, wenn sie sauer auf ihn war – lag dort.

Er taumelte zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf das Sofa fallen. Die Stille war erdrückend. Sein Blick wanderte durch den Raum – sein makelloses, aber lebendiges Zuhause hatte sich in eine kalte, leblose Hülle verwandelt.

Sein Herz schlug heftig. Wo waren die Stimmen seiner Kinder? Wo war das Lachen, das ihn sonst so oft im Hintergrund begleitete, auch wenn er meist nur mit halbem Ohr hinhörte? Hatte er wirklich so lange weggesehen?

Die Erkenntnis

Er ließ den Brief sinken. In seinem Kopf wirbelten Erinnerungen durcheinander: Die verpassten Elternabende, den abgesagten Magic Moment Abend mit Lisa, das Gesicht seiner Frau, wenn sie ihn bat, doch einmal pünktlich nach Hause zu kommen. Immer hatte er dasselbe geantwortet: Nur noch dieses eine Projekt. Nur noch diese eine Präsentation. Danach wird es ruhiger.

Aber es war nie ruhiger geworden. Und jetzt war es endgültig still.

Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sich das erste Mal in seinem Leben einsam fühlte. Nicht die Art von Einsamkeit, die man für ein paar Stunden nach einem langen Arbeitstag empfindet, sondern eine tiefe, bohrende Leere, die nicht so einfach verschwand. Er hatte ein Team von Hunderten Mitarbeitern, wurde in Meetings um Rat gefragt, war ein angesehener Name in seiner Branche – doch keiner dieser Menschen war jetzt hier. Keiner von ihnen würde ihm sagen, dass alles gut wird.

Sein Blick fiel auf sein Handy, das neben ihm auf dem Couchtisch lag. Reflexartig griff er danach. Arbeit war immer seine Antwort gewesen. Wenn er sich schlecht fühlte, stürzte er sich in die nächste Aufgabe, beantwortete E-Mails, plante Strategien. Doch als er den Bildschirm entsperrte, sah er nur eine endlose Liste von beruflichen Nachrichten. Kein „Wie war dein Tag?“ von Lisa. Kein „Gute Nacht, Papa“ von seinen Kindern.

Er legte das Handy langsam zurück. Zum ersten Mal hatte er nichts mehr zu tun. Keine nächste Präsentation, kein dringender Anruf. Nur Stille. Und die Erkenntnis, dass er all das, was ihm einst wirklich wichtig gewesen war, verloren hatte.

Als er auf dem Sofa saß, den Brief seiner Frau in den Händen, kehrten all die alten Gefühle zurück. Die Einsamkeit. Das unermüdliche Streben nach Anerkennung. Der Wunsch, gesehen zu werden.

Er hatte sein Leben lang versucht, sich Liebe zu verdienen – doch Liebe war kein Vertrag, keine Währung, kein Bonus am Jahresende. Sie war nicht an Leistung geknüpft.

Und genau das hatte er nie gelernt.
 

 

Schockstarre

Der Wendepunkt: Der Moment der Erkenntnis
Er saß in seinem großen, perfekt eingerichteten Wohnzimmer und fühlte sich zum ersten Mal verloren. Der Erfolg, der ihn so lange angetrieben hatte, bedeutete ihm nichts mehr. Thomas hatte seine Familie, seine Freunde und letztlich sich selbst aus den Augen verloren. War es das wirklich wert gewesen?

Warnsignale

Woran Du erkennst, dass Dein Job Dein Leben übernimmt

Warnsignale: Woran du erkennst, dass dein Job dein Leben übernimmt
Viele Führungskräfte merken erst spät, dass sie ihr Privatleben aufs Spiel setzen. Hier sind einige klare Warnsignale, die darauf hinweisen, dass die Balance aus dem Gleichgewicht geraten ist:
✅ Ständige Erreichbarkeit: Du fühlst dich verpflichtet, immer auf Anrufe und E-Mails zu reagieren – selbst nachts oder im Urlaub.
✅ Kaum noch echte soziale Kontakte: Freunde melden sich immer seltener, weil du ohnehin keine Zeit hast.
✅ Familie wird zur Nebensache: Du verpasst Geburtstage, Schulaufführungen oder gemeinsame Abende, weil „gerade ein wichtiges Projekt läuft“.
✅ Gesundheitliche Beschwerden: Schlaflosigkeit, Erschöpfung oder körperliche Beschwerden werden ignoriert, denn „dafür ist jetzt keine Zeit“.
✅ Freizeit bedeutet Arbeit: Du hast keine Hobbys mehr – und wenn doch, denkst du dabei nur an deine To-Do-Liste.

Lösungen: Was du tun kannst, bevor es zu spät ist
Wenn du dich in diesen Warnsignalen wiedererkennst, ist es Zeit, gegenzusteuern. Hier einige Schritte, um dein Privatleben wieder in den Fokus zu rücken:
🔹Setze bewusste Grenzen: Definiere feste Arbeitszeiten und halte sie ein. Dein Handy kann nach Feierabend auch mal ausbleiben.
🔹Priorisiere Beziehungen: Blockiere in deinem Kalender nicht nur Meetings, sondern auch Zeit für deine Familie und Freunde.
🔹Delegiere mehr: Erfolg heißt nicht, alles selbst zu machen. Vertraue deinem Team und schaffe dir Freiräume.
🔹Investiere in dich selbst: Finde wieder heraus, was dir außerhalb des Jobs Freude bereitet – sei es Sport, Kunst oder einfach Zeit in der Natur.
🔹Führe regelmäßige Reflexionen durch: Frage dich am Ende jeder Woche: Habe ich genug Zeit mit den Menschen verbracht, die mir wirklich wichtig sind?




 

 

Und jetzt?

Ewa Weimer: "Handle jetzt"!

 Thomas hat es heute mit meiner Hilfe geschafft, sein Leben umzukrempeln. Er hat gelernt, dass wahre Erfüllung nicht nur aus beruflichem Erfolg besteht, sondern aus den Momenten mit den Menschen, die er liebt. Karriere und Privatleben müssen kein Widerspruch sein – aber es braucht bewusste Entscheidungen, um beides in Einklang zu bringen. Er ist nach wie vor sehr erfolgreich im Berufsleben, und lebt heute wieder mit Lisa und den Kindern zusammen. Lisa ist auch glücklich, da Thomas inzwischen Zeit für sie und die Kinder hat, und diese Momente nicht mehr vom Job beeinflusst werden.

Dieser Artikel

Dieser Blog handelte von Thomas, einem erfolgreichen Workaholic, dessen Job sein komplettes Leben übernommen hatte.

Wie sieht es bei dir aus? Arbeitest du noch, um zu leben – oder lebst du nur noch für die Arbeit? Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um dein Gleichgewicht wiederzufinden – und möglichst bevor Deine Freunde oder Deine Partnerin Dich verlassen.

 

Wie geht es weiter?

In meinem Nächsten Blogbeitrag werde ich Ihnen beweisen, warum so viele Menschen mehr Angst vor Veränderung haben, als vor dem Tod.
Das glauben Sie nicht? Dann seien Sie gespannt - den Beweis werde ich Ihnen an Hand einer realen Begebenheit erbringen.

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